Der Zauber des absichtslosen Findens

Die Fotografin Andrea Sohler. Nürnberger Zeitung vom 14.06.2011

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Die Fotografin Andrea Sohler erfindet nicht. Sie findet. Direkt vor ihren Füßen, in Augenhöhe, oder in der Luft. Dinge, die sonst kein Mensch beachtet. Oder Dinge, die an den Ordnungssinn appellieren. Flecken und Farbkleckse am Straßenrand. Schillernde Benzinpfützen. Tags und Graffiti, aber auch deren Übertünchungen auf Hauswänden. Hemden und Stofffetzen in den Bäumen, die an Vögel gemahnen. Ein rosa Fußabtreter auf grünstichigem Linoleum. Angefahrene Poller, die schief aus dem aufgerissenen Pflaster ragen. Oder barock verschnörkelte Reifenspuren auf einer Wendeplatte im Schnee.

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Und was hat es nun mit Roland Barthes‘ Postulat auf sich, das in Andrea Sohlers Atelier hängt? „Technisch perfekte Bilder sieht man und vergisst sie wieder. Ein kleiner Fehler, eine optische Unwucht macht für mich ein Bild immer interessanter.“ Das braucht nicht unbedingt ein technischer Defekt zu sein, es reicht auch eine „misslungene“ Geste. Etwa, wenn die fotografierte Person im entscheidenden Moment den Kopf wegdreht. Andrea Sohler hat eine ganze Sammlung solcher „missglückter“ Bilder. Was anderswo im Ausschuss landet, findet bei Sohler in geballter Form zu eigener Aussagekraft. Da weckt die rote Mütze auf dem Hinterkopf größere Neugier als das abgewandte Gesicht.

Auszüge aus dem Artikel von Reinhard Kalb

 
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Fürther Nachrichten vom 08.06.2010
Die Fotografin Andrea Sohler. Nürnberger Zeitung vom 14.06.2011
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